Deutschunterricht am MPG
Einige Beispiele aus dem Schulalltag
Förderunterricht Klasse 5
Es gibt sprachlich sehr begabte und talentierte Kinder, die gerne lesen, kluge Kommentare zu Büchern abgeben können, die aber leider mit der komplizierten deutschen Rechtschreibung auf Kriegsfuß stehen. Das ist meist keine angeborene Lese-Rechtschreibschwäche, sondern einfach eine Lernschwierigkeit bei einem vermeintlich einfachen Thema. Denn ist die richtige Schreibweise „aufwendig“ oder „aufwändig“? Kann man „das“ und „dass“ immer sicher unterscheiden? Damit diesen Kindern nicht der Spaß am Deutschunterricht mit den Jahren vergeht, gibt es in Kl. 5 eine zusätzliche Stunde Förderunterricht – für ca. die Hälfte der Schüler. In diesen kleinen Lerngruppen kann man Dinge sehr gut vertiefen, nacharbeiten oder spielerisch aufgreifen.
Finde Reimwörter zu „Puppe“, „Tanne“ und „Kasse“ – so lernt man schnell Wörter mit Doppelkonsonanten richtig schreiben und übt sie spielerisch. Dann fällt das Lernen der Regel, WANN man etwas mit Doppelkonsonant schreibt, umso leichter.
Das ist für viele Kinder eine gute Chance, Themen der Rechtschreibung aufzuholen, die bisher untergegangen sind.
Mittelstufenunterricht
Theater ist mehr als nur Schiller und Goethe! Moderne Theaterstücke lesen… und auch mal 20 min ins Spielen kommen. So kann ein lebendiger und anspruchsvoller Mittelstufenunterricht aussehen.
Beispielsweise bei „Das Herz eines Boxers“ (Zusatzlektüre in Klasse 8)von Lutz Hübner (für das er 1998 den Deutschen Jugendtheaterpreis erhalten hat).
Neben dem LESEN werden STANDBILDER zu jeder Szene gebaut, d.h. eine Aufstellung der Figuren in einer stummen Momentaufnahme, bei der Gestik, Mimik, das Aufeinanderbeziehen oder das Abgewandtsein, die Körperhaltung und die Raumposition eine Rolle spielen.
Oder die Schüler*innen schreiben Innere Monologe, d.h. Gedanken und Gefühle einer Figur, die der Autor ausgespart hat. Auch so kann Literatur interpretiert werden.
Hier ein Beispiel:
„Jojo denkt: „Der Leo war also tatsächlich Boxer! Wirklich cool! – Wer hätte das gedacht! Er wirkt auf mich sehr alt, gebrechlich noch nicht, aber eben alt… Und früher war er fix und schnell???
Jetzt bewerte ich seine Ratschläge ganz anders… Meinem Mädchen… ach wie finde ich die so süß???…soll ich täglich eine Rose vor die Tür legen, erstmal heimlich … das macht sie neugierig. Ich soll ihr zeigen, was ich für sie empfinde, nicht nur heimlich rumschwärmen. “In die Offensive gehen“! Mann o Mann. Ob das wohl ein guter Ratschlag ist, der auch heute noch ankommt? Wenn nicht, dann streiche ich ihm seine Bude neongrün – das hat er dann davon!“
So kann auch in der Mittelstufe der Deutschunterricht überraschend und spannend sein!
Kreatives Schreiben
Dieser Text entstand im Rahmen einer Einheit zum Thema Kurzgeschichten in Klasse 9. Um ein vertieftes Verständnis für Kurzgeschichten zu erhalten, haben wir nach eingehender Analyse besonderer Beispiele an eigenen Kurzgeschichten gearbeitet und diese zu einem kleinen Reader zusammengefasst.
Projekte/Wettbewerbe
Der Vorlesewettbewerb
Lesewettbewerb der Klasse 6
Als ich den Lesewettbewerb in unserer Klasse gewann, war es schon aufregend. Doch als der Tag kam, an dem die Sieger der Parallelklassen und ich vor den sechsten Klassen vorlesen sollten, war ich noch nervöser. Ich hatte mir ein – wie ich fand – tolles Buch ausgesucht. Ich vergewisserte mich immer wieder, dass ich es nicht vergessen hatte mitzunehmen. Nach der 20 min Pause sind meine Klasse und ich zur Aula gegangen. Als ich die Menschenmenge sah, die sich vor der Aula sammelte, wurde mir bewusst, dass ich vor diesen ganzen Menschen vorlesen müsste. Vor lauter Aufregung umklammerte ich mein Buch nun umso fester. Wir wurden dann in der Aula Willkommen geheißen und eine Lehrerin sagte, dass wir unter den Vorlesern ein Geburtstagskind haben, nämlich mich! Ich musste etwas lächeln und ging langsam auf den Tisch zu, der mit Büchern und Pflanzen geschmückt war, um meinen Platz einzunehmen. Dann wurde mir sogar noch ein „Happy Birthday“ geklatscht. Das hat mich sehr gefreut! Als es wieder ruhiger war, wurde gelost, in welcher Reihenfolge wir vorlesen sollten. Ich war die Nummer 2. Dazu mussten wir in ein Mikrofon sprechen, das an einem Ständer befestigt war. Allerdings war ich zu klein, deshalb hat eine Lehrerin das Mikrofon für mich gehalten. Es war etwas ungewohnt, aber ich habe versucht, mich nicht ablenken zu lassen. Beim Lesen durfte man die Maske zum Glück abziehen. Als ich gehört habe wie die anderen gelesen hatten, wurde ich immer aufgeregter, da alle richtig toll vorgelesen hatten. Dann begann ich mit einer Szene aus meinem Buch „Sara auf der Suche nach Normal“ von Wesley King. Nachdem wir alle aus unseren Büchern vorgelesen hatten, sollten wir nochmal einen unbekannten Text vorlesen. Danach hat sich die Jury beraten. Wir warteten alle sehr gespannt. Es verging eine Weile und die Jury verkündete den Gewinner: Sophia Falcke. Ich war sehr glücklich und als Geschenk erhielt ich einen Osiander Gutschein und eine Schokolade.
Sophia Falcke, Klasse 6b, Schuljahr 21/22
Zeitung in der Schule
Ob Böblinger Kreiszeitung, SZ/BZ oder Stuttgarter Zeitung – wir Deutschkolleginnen und -kollegen lesen mit unseren 9ten Klassen in diesem Projekt über vier Wochen täglich eine regionale Tageszeitung. So versuchen wir, den Schülerinnen und Schülern – neben die Sozialen Medien – auch die seriöse Tagespresse als wichtige Informationsquelle näher zu bringen.
Wir lernen den Unterschied kennen zwischen den verschiedenen Textarten einer Zeitung: Eine eindrucksvolle Kriegsreportage aus Afghanistan und ein kurzer Kommentar zum Thema „Corona & unsere Gastronomie“ unterscheiden sich stark!
Wir besuchen eine regionale Tageszeitung und lernen den aufwendigen Druckprozess kennen, genauso wie Erstellung der immer weiter verbreiteten digitalen Tageszeitung.
Das Highlight ist natürlich, dass jeder am Ende einen eigenen Zeitungartikel veröffentlichen kann. Das kann eine Rezension zu einem Konzert des Musikvereins sein, bei dem man selber mitspielt, oder ein Kommentar zu einem Fußballspiel der Landesliga oder ein Leserbrief zu einem besonderen Anliegen, z,B. „Digitalisierung in der Schule“.
Oder man nutzt den Kontakt zur Zeitung und geht z.B. zu einem Musical, wie „Der Glöckner von Notre Dame“ im SI-Centrum, erhält eine Backstage-Führung, lernt die Darsteller kennen, führt kurze Interviews, lässt sich vor Ort die Maske zeigen, lernt Besonderheiten der Bühnentechnik kennen….und schreibt in Kleingruppen eine Rezension aus Schülerperspektive – gepaart mit eindrucksvollen Fotos, so wie es eine 9te Klasse im Schuljahr 2017/18 gemacht hat (vgl. Zeitungsartikel SZ/BZ S. 10/11 vom 11.07.2018).
Auf diese Weise bleibt so ein MPG-Projekt lange Zeit in Erinnerung!
Vorlesen ist eine Superkraft
von Clara Evren, Amelie Krafft und Frank Dudenhausen
Beim Vorlesewettbewerb der sechsten Klassen hat Matheo Ribičić den ersten Platz des Schulwettbewerbs am Max-Planck-Gymnasium gewonnen.
„Ohne dass man das Haus verlassen muss, kann man mit Büchern eine Reise in die entlegensten Gebiete antreten und verschiedene, faszinierende Abenteuer erleben. Deshalb ist Vorlesen eine Superkraft“, erklärt die Deutschlehrerin Katharina Frietsch, die den Vorlesewettbewerb moderiert hat. Das konnten im Schulfinale des jährlich stattfindenden Vorlesewettbewerbs auch Sarah Akaltun, Viet Dan Luong, Lies Lauteslager und Matheo Ribičić unter Beweis stellen. Sie hatten zuvor die jeweiligen Klassenwettbewerbe gewonnen. Im Finale traten sie dann in zwei Runden gegeneinander an. In der ersten Runde sollten sie aus einem eigenen Buch vorlesen, in der zweiten Runde aus einem ihnen unbekannten Text.
Die Jury, die aus den Deutschlehrern Timo Schimpke und Fabian Schilder sowie der Kursstufenschülerin Evelin Bernhardt bestand, entschied sich am Ende Matheo Ribičić. Dieser war mit dem Buch „Gespensterjäger in der Gruselburg“ von Cornelia Funke angetreten. Er darf nun das Max-Planck-Gymnasium beim Kreiswettbewerb vertreten.